05.04.2023
Something old, something new, something desired – something inbetween
„Wir stellen etwas in der Kunsthalle aus?“
Für die S2-Schüler:innen des Kunstprofils am Gymnasium Dörpsweg muss es anfangs wie ein Scherz geklungen haben, dass sie in der renommierten Hamburger Kunsthalle eigene Arbeiten ausstellen würden. Da sie nun aber in die intensive Zusammenarbeit mit dem Bildhauer, Kurator, Editor und Kunstvermittler Heiko Lietz starteten, fängt das Projekt langsam an sehr viel realer zu werden.
Den Auftakt beging die Gruppe, bestehend aus 22 Schüler:innen, mit einem vollgepackten Programm. Schon im Unterricht hatten sie angefangen, sich mit den Oberthemen der Sammlungspräsentation Something old something new, something desired auseinanderzusetzen, um sich der Komplexität der riesigen Ausstellung von einer Seite anzunähern. Diese lauten zum Beispiel Lost in translation oder Strukturen der Macht. Während die eigenen Assoziationen also schon da waren, gab es nun vor Ort einen kurzen Input dazu, wie sich die Ausstellung eigentlich zusammensetzt und wie es zu diesen Themen überhaupt kam.
Mit diesem Wissen im Kopf, zog die Gruppe dann in die Ausstellung und konnte sich einen Eindruck davon machen, wie ihr gewähltes Thema dann konkret in den künstlerischen Arbeiten aufgegriffen wurde und damit ihre Assoziationen zu dem Thema durch neue Eindrücke vertiefen.
„Ich fand es spannend zu sehen, wie verschiedene Künstler:innen sich mit ähnlichen Themen beschäftigen und trotzdem total unterschiedliche Werke entstehen.“
Dann folgte die eigene, ganz persönliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Sammlungspräsentation in der Kunsthalle: Welche Arbeit spricht mich denn eigentlich an? Wo bleibe ich hängen? Woran liegt das? Welche Fragen stellen sich mir? Dabei ist die Größe der Ausstellung mit ihrer Vielfalt an Arbeiten aber nahezu überwältigend, sodass es doch mehr Zeit braucht, sich am Ende mutig für einen Ausgangspunkt zu entscheiden.
„Das Prozessbuch war super hilfreich, um meine Gedanken zu sortieren und Ideen festzuhalten.“
Bereits im letzten Semester haben die Schüler:innen geübt, eigene Fragestellungen zu entwickeln und für diese eine künstlerische Form zu finden. Nun werden sie noch einmal neu herausgefordert, indem sie „Film“ bzw. Video als Forschungsinstrument einsetzen sollen. Im Unterricht hatten sie sich durch die Diskussion über mehrere Essay- und Experimentalfilme schon damit beschäftigt, was es eigentlich heißt, filmisch zu forschen und in Bildern zu denken. Nur war ihnen bisher der eigene Forschungsgegenstand noch absolut unklar. Denn die eigene Frage soll sich erst in der Ausstellung entwickeln. Und auch eine andere Frage schwebte noch im Raum: Wie stellt man denn Filme überhaupt aus? Hierfür konnte die Gruppe dann bereits sehr unterschiedliche Inspirationen durch die Varianten des Zeigens der Arbeiten in der Ausstellung sammeln.
Aber nicht nur die Ausstellung haben die Schüler:innen am ersten Tag beschnuppert. Darüber hinaus hat die Kunsthalle den Blick in ihre Sammlung auch noch etwas weiter geöffnet: Der Besuch wurde mit einem Filmabend beschlossen, an dem eine Reihe von künstlerischen Film- und Videoarbeiten gemeinsam geschaut wurde. Müde vom langen Tag und den vielen Eindrücken zogen die Schüler:innen raus in die Hamburger Innenstadt, um den Tag teils noch feierlich mit dem Fastenbrechen abzuschließen oder einfach auf dem schnellsten Wege ins Bett zu fallen. Drei Schüler:innen konnten jedoch nicht genug bekommen und schauten auch noch die letzten drei „Puffer-Filme“ zusammen an. Gut, dass der nächste Besuch schon vor der Tür steht und der Hunger nach noch mehr Kunst bald wieder etwas gestillt werden kann.
Jasmin Böschen