22.04.2025
Luruper Prachtstückchen:
Vom Großen ins Kleine und darüber hinaus
Der Frühling ist da! Den Weg von Lurup ins Ernst Barlach Haus haben unsere Kunstpioniere nun bereits einige Male zusammen beschritten. Und so, wie im Jenischpark alles blüht, wächst auch unser Kurs als Gruppe immer mehr zusammen. Der ganz andere Blick auf die Dinge, das Eigenwillig-Verschrobene, das Kleinschmidt in seinen Werken sichtbar macht, wird den Schüler:innen immer zugänglicher.

Wir blieben zunächst auf dem Teppich. Inmitten der Werke Kleinschmidts wurden süße Kleinigkeiten auf der Etagere versammelt. Den künstlerischen Herangehensweisen Reduktion und Sortieren näherten wir uns durch Naschen: Reihum wurde entfernt, aufgegessen, neu betrachtet. Die Regeln erstellten die Kunstpioniere selbst: “Erst muss alles Grüne raus!“ – „Jetzt Gelb weg!“ – „Rosa bleibt!“ Wie Farbe in der Umgebung wirkt, wurde nicht nur gesehen, sondern auch geschmeckt.

Die Bildbetrachtung vor Ort beförderte dabei köstliche Sichtweisen zutage: „Gähnt die Bardame in der Pyramide von Delikatessen oder schiebt sie sich Torte in den Mund?“ Und noch etwas fiel auf: Beim Blick auf die großformatigen Bilder waren für die Schüler:innen besonders die Kleinigkeiten interessant – der Ring, das Blümchen, der Finger, das Armband. Dem Großen nähern wir uns also über das Kleine.

Kleinschmidt kleinschneiden – was gehört zusammen?
Anhand von Bildausschnittchen lud Sabine die Pioniere ein, ihre eigenen Wege einzuschlagen, zunächst durch zeichnerisches Fortsetzen. Den Weg vom Detail ins Große zu erkunden, ermöglichte es den Schüler:innen schließlich, auch gedanklich über den Rand hinauszuarbeiten.

Häppchenweise machen sich die Schüler:innen so mit der für sie lange schwer greifbaren Kost immer mehr vertraut und beschreiten nun, begleitet von Sabine, Stück für Stück ihre eigene künstlerische Wege. Den Einen zieht es dabei eher in Richtung Struktur, dem Anderen sind Detail und Motiv wichtig. Gearbeitet wird ganz groß und winzig klein.

Ideen und Spitzendeckchen
Wie gelang es Paul Kleinschmidt, in seinen Bildern Fülle, Überschwang und Opulenz zu erzeugen? Unsere Kunstpioniere sind sich einig: „Durch Draufscheppern der Farbe mit dem Pinsel!“ Jener Diesseitigkeit nähern sich einige Schüler:innen durch das Arbeiten mit zähester Farbe auf Leinwand oder Pappe. Dabei geht es teilweise zu wie beim Zuckerbäcker: Lieblich, hell, weiß, rosa – Kleinschmidts reduzierte Formensprache pastelliger Zuckerguss wird aufgegriffen und extrem pastos ins Jetzt befördert. Andere wählen den zeichnerischen Weg und setzen Impulse grafisch fort. Auch wird plastisch gearbeitet, versilbert, vergoldet. Die Abstraktionslust ist geweckt: Sahneschnittchen nach Kleinschmidts Art werden bei uns nun nach eigenem Rezept gebacken.

Wege zum Prachtstück
Auf die Frage, was „prächtig“ eigentlich bedeutet, fanden die Pioniere lange keine befriedigende Antwort. „Lecker!“ – „Schön!“ – „Super!“ entspringt nicht unbedingt ihrem tatsächlich angewandten Wortschatz. In einem Moment ohne Nachdenken (vertieft pinselnd) kam die Antwort dann doch: „Das ist so satisfying.“
Das Kunstprofil ist angekommen in der Opulenz: Die Menge der Prachtstückchen wächst. Die Ausstellung naht. Gespannt sein lohnt sich!
